Mittwoch, 22. August 2012

ghanaische Musik

Bevor es mit dem eigentlichen Artikel losgeht, noch eine Info. Mit diesem unterhaltsamen und vorerst letzten Artikel in meinem Blog möchte ich allen danken, die mich in meinem Vorhaben unterstützt haben, nach Ghana zu gehen. Wer gerne live etwas über meinen Aufenthalt erfahren möchte, der ist zu einem Aufenthalts-/Erlebnis-/Erfahrungsbericht am 6. November um 19 Uhr im Café Tabor (Hildesheimer Str. 32, 30169 Hannover) eingeladen. 

In Ghana ist zwar die Hiplife-Musik ein weit verbreiteter Musikstil, den man allerdings zumeist im Radio hört. Viel offensiver wird man überall mit der sogenannten Azonto-Musik konfrontiert. In Spots, in Taxen und es tönt aus Handylautsprechern.

Da man dem nicht entgehen kann (wogegen ich allerdings auch nichts hatte) und es überall gespielt wird, habe ich schon die Theorie angestellt, dass jeder Ghanaer von der Regierung eine CD mit den 20 beliebtesten Stücken bekommt, damit man es immer spielen kann. Das wird zwar immer vehement verneint, aber ich weiß nicht, ob sie da die Wahrheit sagen...!

Azonto ist aber nicht nur Musik, sondern auch ein Tanz. In einigen Videos sieht man schon was davon und am Endes dieses Beitrags finden sich noch zwei Videos, die sich damit befassen.

Ich habe hier nun einige der Dauerbrenner (wovon einige tatsächlich auch schon einige Jahre alt sind) aufgeführt. Auch kommen nicht alle Lieder wirklich aus Ghana - Lieder aus Nigeria sind auch sehr beliebt und passen in diese Kategorie! Mit dem wollte ich Lieder kennzeichnen, die mir selber gut gefallen - nur habe ich nun festgestellt, dass fast alle einen bekommen haben. Egal :)

2 in 1 - Hudaada

4x4 – Waist & power

4x4 – World trade centre

Atumpan – The thing

Buk Bak – Kolom

Castro ft. Asamoah Gyan – African Girls

Demarco – I love my life

D Banj – Oliver Twist

Guru – Democracy

Guru - Lapaz Toyota

Quata – Baby

R2Bee's – Kiss your hand

Sakodie –  U go kill me

Stay Jay – Shashee Wowo

Stay Jay - Twaame Lala

Stonzzi & Linzzi – Ayoo

Sydney – Africa money

Tinny ft. Donaeo – I need it

V.I.P – I think I like am

Yawe Siki – Wope dodo

Es gibt nicht nur die Azonto-Musik, sondern dazu wie gesagt auch den passenden Azonto-Tanz. Wer es lernen möchte, findet hier einige Anregungen. In Ghana freuten sich immer alle, wenn man (als Weißer) das auch machte :)


 

Im Wikipedia-Artikel auch über etwas über die Entstehung des Azonto zu erfahren. Mein kleinster Gastbruder kann den Tanz bestens - Azonto erfreut sich einer großen Beliebtheit. Dazu gefallen mir die folgenden beiden Videos.



Sonntag, 5. August 2012

Tschüss Swedru, tschüss Ghana, hallo Deutschland, hallo Hannover

Seit einer Woche bin ich nun wieder in der Heimat. Ich hätte auch zuhause schreiben können, aber auch Swedru war ja mein zuhause - Heimat passt da doch besser.


Zwei Tage vor der Abfahrt war ich noch mal in der Schule, um meinen ICT-Kollegen Abschiedsbilder zu schenken. Meine Kamera hatte ich auch dabei und hatte sie vor dem Schul-Kiosk abgelegt, als ich dort etwas trank. Ich entschied mich, ein letztes Mal Jollof-Reis in der Schule zu essen. Die Kamera kam mir leider erst danach wieder in den Sinn - der Kiosk war zu und die Kamera weg. Schade so zwei Tage vor Ende. Am nächsten Tag fuhr ich also wieder in die Schule um beim Kiosk nachzufragen. Nein, hier ist sie nicht. Währenddessen sprach mich aber ein Schüler an. Er wusste um was es ging; er hatte die Kamera genommen um sie mir wiedergeben zu können. Wir gingen zu seiner Schulunterkunft und er holte sie aus seiner abschließbaren Kiste. Das fand' ich toll! Sehr nett!

Um 22:45 Uhr am 27. Juli sollte der Flieger abheben. Eins vorweg: ich habe es geschafft, ihn zu bekommen, doch hatte sich leider mein Abreise-Zeitplan etwas verschoben. Zwei Abende zuvor ging es mir schon nicht so gut, den Tag vor der Abreise wurde es auch eher schlechter als besser. Und es hatte sich angefühlt wie die letzten Male: Malaria. Aufgrund dieses Verdachts hatte ich mir Malaria-Medikamente gekauft und bin dann am Morgen des Abflugdatums zur Sicherheit noch mal zum Arzt gefahren. Der bestätigte meinen Verdacht und bescheinigte mir Malaria ++ (+ ist die schwächste Stufe, +++ die höchste). Der Arztbesuch hat mich mit An- und Abfahrt und einiger Wartezeit über fünf Stunden gekostet (Ich fand's ja lustig, auf der Rückfahrt bei einem Ghanaer die Vengaboys mit Boom boom boom als Klingelton zu hören :)). Und da ich am Abend zuvor nicht mehr dazu in der Lage war, musste ich danach auch noch mein Gepäck fertig packen. Nach den Medikamenten ging es mir aber schon wieder besser! Somit hatte ich vier mal Malaria, eine Infektion am Kopf und eine am Auge. Vor allem letztere war gar nicht schön. Nicht schön anzugucken und sie verursachte auch starke Kopfschmerzen.

Mich hat es mit meiner Malaria aber noch ganz gut getroffen: ein anderer Freiwilliger von uns hatte auch Malaria. Er musste allerdings stationär ins Krankenhaus und konnte daher seinen Rückflug nicht antreten. Sein Ersatzflug startete gestern - er blieb also ungeplant noch eine Woche länger. Dementsprechend blieb der Sitzplatz neben mir im Flugzeug leer.

Der Abschied zu Hause war schnell gemacht: ein paar Fotos, tschüss sagen und das war es schon. Meine Gastmutter war unterwegs, so dass ich mich von ihr gar nicht verabschieden konnte. Außerdem habe ich noch ein paar kleine Geschenke verteilt.


Mit meinem Gast-Bruder konnte ich dann um 18:30 Uhr in Swedru abgefahren. Andere waren schon ab 16 Uhr am Flughafen. Zuerst ging es mit dem Trotro los (warum hatte der Fahrer die Lüftung (für warme Luft wohlgemerkt) an?) und dann fuhren wir mit dem Taxi direkt zum Flughafen weiter. Vor dem Flughafen bekam mein Gast-Bruder noch Anrufe von seiner Freundin, seinem Vater und seiner Mutter. Ich sprach auch mit allen und konnte mich nun auch von meiner Gast-Mutter verabschieden! Alle anderen Freiwilligen waren natürlich schon eingecheckt, aber ich war trotzdem gut in der Zeit und traf sie dann 1,25 Stunden vor Abflug.

Hier beginnt Großbritannien.
Der Flug von Accra nach London verlief ohne Probleme (nicht wieder über drei Stunden warten am Flughafen) und von dort ging es auch gleich nach Hamburg weiter. Passender Weise war es in Hamburg diesig und später begann es auch zu regnen.

Wenn wem schlecht wurde, weiß ich warum!
Mein Restgeld war übrigens gut rationiert: mit 3,20 Cedi kam ich nach Hause. Ich hätte zwar gerne noch mehr als Andenken gehabt, aber gut. Ansonsten ist es zwar nicht wirklich komisch, aber halt doch anders, dass es nicht schon um kurz nach 18 Uhr dunkel wird, sondern erst gegen 22 Uhr. Und wenn dann abends Mücken um mich herum fliegen, bekomme ich erst einen kleinen Schreck, weil ich denke, dass ich ja gar nicht gegen die fiesen Moskitos geschützt und eingecremt bin, aber dann merke ich auch, dass es ja gar nicht nötig ist.

Meine Rückkehr verlief bisher unproblematisch. Es gibt ja den umgekehrten Kulturschock, den man bekommen kann, wenn man wieder in die eigene Heimat zurückkehrt. Von dem habe ich an mir allerdings noch nichts gemerkt. Er kann natürlich noch kommen; erwarten würde ich ihn allerdings nicht mehr. So war ich auch gleich auf der Rückfahrt mit der Familie im Supermarkt einkaufen. Es gab wieder Salami, 30 verschiedene Käsepackungen und Süßigkeiten en masse. Auch in Ghana konnte ich gut einkaufen, doch war das Angebot dort natürlich ein anderes. Das Angebot hier zu sehen hat mich allerdings nicht weiter schockiert. Es ist hier und dort einfach anders aber ich habe das Gefühl, in beiden Welten gut zurechtzukommen, so dass es nicht schwierig wäre, zwischen denen ohne große Umstellungsprobleme zu wechseln.

In den nächsten Wochen und Monaten werde ich in kleineren und größeren Runden von meinem Aufenthalt und meinen Erfahrungen berichten. Wenn du/Sie auch gerne noch mehr erfahren würdest/würden, kannst du/können Sie mich gerne ansprechen/anschreiben.

Wie versprochen soll noch der Musikbeitrag folgen. Der kommt also noch! Ich freu' mich drauf :)

Donnerstag, 26. Juli 2012

Dinge, über die ich nicht schrieb

11 Monate Ghana und 1 Tag bevor es zurück in die Heimat geht. Mit diesem Eintrag habe ich meinen 42. Beitrag veröffentlicht und viel geschrieben – aber es gibt so viele Dinge über die ich nichts geschrieben habe. Einige davon habe ich hier aufgelistet – und für manche Themen kann ich praktischerweise auf Blogeinträge anderer Ghana-Freiwilliger verweisen, die sich des Themas angenommen haben.


Essen

Fufu
Ich schrieb zwar ab und zu von Essen, doch einen umfassenden Überblick über die hier anzutreffenden Gerichte findet sich bei Lukas. Es passt gar nicht zum Thema, aber dennoch möchte ich auf einen weiteren Artikel auf seiner Seite verlinken. Er hatte nämlich vor einigen Monaten einen Unfall und berichtet darüber (und ein Nachtrag). Ich habe mir zuvor verkniffen, dies zu verlinken.

... und vorher wird es noch gestampft.

Kirche

Wie meine Freundin in einem ihrer Beiträge geschrieben hatte, gibt es hier eine riesige Anzahl verschiedener Kirchen. Ich habe vier bis fünf davon besucht und als allgemeines Fazit kann ich sagen, dass alle Gottesdienste (für unser Verständnis) sehr lange dauern, sie um einiges lauter sind als bei uns (die Katholiken nehmen sich aber auch hier mehr zurück) und Musik gibt es auch genug. Letzten Sonntag habe ich zum letzten mal den baptistischen Gottesdienst in Swedru besucht: 3,5 Stunden lang! Und Lieder der Gospel-Sänger dauerten zehn Minuten!

Geld wird gerne gesammelt, aber auch gerne gegeben. Sich davor zu drücken ist schwierig: bankweise wird zur Musik nach vorne gegangen und dabei auch von manchen ein bisschen getanzt. Auch das sieht man öfter: bei einem Besuch der International Central Gospel Church (I.C.G.C) zum Beispiel sah ich etwa vier junge Männer, die tanzten. Mit einem Tanzstil, der in der Disko nicht weiter auffallen würde.

Gibt es Lesungen aus der Bibel, werden sich oftmals die entsprechenden Textstellen notiert. Ich gehe davon aus, dass die Texte zuhause nachgearbeitet werden.

In der Methodisten-Kirche

Beerdigungen

Beerdigungen werden jedes Wochenende abgehalten. Das gesamte Programm ist dann auch wieder ein längeres. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man etwa alle zwei Wochen zu einer Beerdigung geht, da die Gäste dafür auch sehr breitgefächert eingeladen werden. Ich selber war nur auf einer.

Donnerstag Abend und Freitag früh wird das Haus der Familie aufgeräumt und hergerichtet und es werden die hier jedes Wochenende zu sehenden rot-schwarzen Pavillons auf der Straße aufgestellt. Darunter kommen die Stühle für die Gäste. Die Straße ist dann durch die Pavillons belegt - Autos müssen sich einen anderen Weg suchen.


Am Freitag wird auch der Leichnam aus dem Leichenschauhaus in das Familie-Haus gebracht und die Leiche dort aufgebahrt. Dazu wird sie am Abend vorbereitet (eingekleidet etc.). Gegen 16 Uhr beginnt das "way keeping"-Programm: Es wird laute Musik gespielt, sich unterhalten und die Zeit einfach wach verbracht um den Verstorbenen auf seinem Weg zu begleiten. Dieses Programm dauert die ganze Nacht und durfte ich so etwas auch schon passiv (man könnte es doch schon fast aktiv nennen) erleben, als im Nebenhaus bei uns die ganze Nacht die Musik auf Hochtouren lief!

Am Samstag Morgen kommen die Gäste um den Leichnam zu sehen. Am Vortag und heute wird Kleidung in den Farben rot/schwarz getragen. Gegen acht Uhr wird die Leiche in die Kirche gebracht und es wird eine Messe veranstaltet. Anschließend können die Gäste etwas essen, trinken und Geld an die Hinterbliebenen spenden. Bis abends wird dann wieder gemeinsam Zeit (mit Musik) verbracht - heute endet es allerdings gegen 18 Uhr (man will ja die Nachbarn nicht belästigen!).

Am Sonntag wird weiß/schwarze Kleidung getragen und der Tag um neun Uhr mit einer Messe in der Kirche begonnen. Danach geht es wieder zum Familien-Haus zurück um bis abends wieder die Zeit miteinander zu verbringen.


Verpackungen & Müll

Darüber hätte ich besonders gerne mehr geschrieben. Gar nicht mal so überspitzt gesagt, kann man behaupten, dass man beim Kauf einer Kunststoff-Tüte eine Kunststoff-Tüte zum Tragen dazu bekommt. Und diese hat dann zuhause meistens schon ihren Zweck erfüllt. Da ist es schön, dass sich Lukas dieses Themas sehr umfassend sogar mit seinen Schülern in der Schule angenommen hat und ein Projekt dazu durchgeführt hat.

Elektroschrottverbrennung in
Agbogbloshie (Accra)


Wie ich wohne

Ich denke, dass ich es mit meiner Unterkunft sehr gut getroffen habe. Das Haus der Gast-Familie hat sechs Bedrooms und dazu die Hall (Wohnzimmer) und Toiletten- und Duschräume und eine Küche draußen im Hof. Wenn man hier Hausverkaufsanzeigen sieht, dann steht dort einfach erst mal nur '2 bedrooms' oder '5 bedrooms'. Die Hall ist immer dabei, wird also nicht weiter aufgeführt. Untergebracht bin ich zusätzlich zu der sechsköpfigen Familie noch mit einer Großmutter meines Gastbruders und dem kleinen Mädel, von dem auch manchmal etwas in meinen Texten zu lesen ist. Eine andere Frau, die bis vor ein paar Monaten noch da war, ist es nun nicht mehr.

Mein Zimmer ist recht groß (etwa 20qm), hat ein großes Bett, einen Schreibtisch, eine Ablagefläche und eine Kleiderstange für meine Kleidung. Zusätzlich habe ich noch weitere Stangen installiert, das Moskitonetz ist immer angebracht und ich habe die Wände mit einer Ghana-Karte und vielen Fotos bunter gemacht. In ein paar Tagen wird der Raum wohl wieder sehr kahl aussehen...


Dies waren nur wenige der großen Themen. Ein weiterer empfehlenswerter Beitrag stammt von Tomma und setzt sich mit dem Gefühlsleben vor Ort auseinander, wovon ich vielem zustimmen kann.

Ein Beitrag wird noch folgen, in diesem werde ich auch das Thema Musik noch einmal aufgreifen. Ich schrieb oft von Musik, bald kann man selber testen, ob einem auch das eine oder andere Lied gefällt!

Samstag, 21. Juli 2012

Morgens, 1:25 Uhr in Accra

Mein Gastvater betreibt wie schon beschrieben einen Shop, in dem Sanitärmaterial, Wasserrohre und Zeitungen verkauft werden. Die Tages- und Wochenzeitungen werden jeden Morgen (bzw. einmal in der Woche) geliefert. Das ist meistens vor sechs Uhr morgens, manchmal sind sie aber auch um sieben noch nicht da. Außerdem gibt es noch viele verschiedene Glücksspielzeitungen von privaten Anbietern. Diese Zeitungen werden jeden Samstag von meinem Gastvater in Accra gekauft und die nicht verkauften werde zurückgegeben. Letzte Woche Samstag haben ich ihn auf dieser Tour begleitet.

Es beginnt damit, dass er die alten Zeitungen zusammenrollt und mit diesen dann im Trotro nach Accra fährt. Ich war an diesem Tag schon in Accra, weshalb ich mich abends mit ihm dort traf. Ich wartete gegen zehn Uhr abends an der Poststation im Süden Accras auf ihn. Währenddessen sprach mich jemand an und ich erfuhr, dass von der Elfenbeinküste ist. Er wollte sich gerne mit mir unterhalten und war auch sehr nett, doch kamen wir aufgrund sprachlicher Barrieren nicht weit. Meine wenigen Brocken französisch standen seinen wenigen Brocken englisch gegenüber. Was ihn aber nicht davon abhielt, weiter sein Glück zu versuchen. Doch traf ich kurze Zeit später meinen Gastvater und konnte mit ihm losziehen. Er führte mich zu dem Ort, an dem später in der Nacht die neuen Zeitungen angeliefert werden und stellte mich auch zwei Freunden vor, die schon vor Ort waren. Da noch Zeit war, setzten wir uns gemeinsam in einen Spot und danach ging es zurück. Dieser Ort war ein Haus mit einem großen Innenhof, in dem schon einige auf dem Boden und auf Tischen schliefen und auf die Ankunft der Zeitungen warteten. Mir wurde auch eine Schlafstelle hergerichtet. Einige der alten Zeitungen wurden im inneren des Gebäudes auf dem Boden ausgelegt und ich legte mich darauf um zu schlafen. Auf dem Rücken war es recht bequem, auf der Seite hätte ich gerne geschlafen, doch brauche ich dafür wohl noch etwas Übung. Im Haus war es mollig warm und andere schliefen auch dort schon oder zählten Zeitungen.

Im Gebäude
Im Innenhof
Meine Nacht war nach etwa zwei Stunden schon wieder vorbei, als mich mein Gastvater um 1:25 Uhr weckte und mir mitteilte, dass die Zeitungen nun da wären. Gemeinsam nahmen wir einige Zeitungen aus den beiden mitgebrachten Säcken und gingen zu den entsprechenden Stellen um sie zurückzugeben und die neuen für die folgende Woche zu bekommen. Die zurückgegebenen wurden von den Händlern noch einmal gezählt und auch wir zählten die neuen, da es manchmal vorkommen kann, dass ein Exemplar fehlt, was auch zwei Mal der Fall war. Bei einem Stand bräuchten wir nicht zählen, meinte mein Gastvater, da es bei dem immer stimmen würde.

Zeitungen die ausgegeben werden
Jedes Wochenende kauft mein Gastvater 24 verschiedene Blätter (von jeder Zeitung von 10 bis 150 Exemplare) mit Zahlen über Zahlen und ebensoviele Stände mussten dementsprechend auch abgeklappert werden. Die Frau an dem einen Stand tauchte auch erst später auf, so dass wir auf sie warten mussten. Die ganze Zeit über herrschte ein reges Treiben auf dem Hof. Das ist auch nicht verwunderlich - Accra ist die einzige Ausgabestelle des Landes. Ich hatte vermutet, dass auch Zeitungen in größeren Städten weiter im Norden verkauft werden würden, doch wurde ich da von meinem Gastvater eines besseren belehrt. Ich hielt es ja schon für aufwändig, jeden Samstag von Swedru ungefähr zwei Stunden unterwegs zu sein, aber es kommen auch Transporter aus dem Norden und die werden dann mit sehr vielen Zeitungen beladen und am Ziel weiterverteilt. Diese sind dann aber natürlich aufgrund der Strecke nicht gleich am Sonntagmorgen zu kaufen. Und sie können auch teurer sein. Wenn eine Zeitung sonst einen Cedi kostet, kann es sein, dass man im Norden dafür 1,30 oder 1,50 Cedi bezahlen muss. Außerdem werden die Zeitungen auch in die Elfenbeinküste und nach Nigeria verkauft. Ich hätte nicht gedacht, dass das so weit reicht und die Zeitungen wirklich nur aus Accra kommen!

Die Zeitungen sind für mich ein heilloses Durcheinander von Zahlen. Andere scheinen damit mehr anzufangen zu wissen. Es sind nämlich die Ziehungen der letzten Jahre abgedruckt, so bspw. von 1997 bis jetzt. Dies deshalb, damit man versuchen kann, ein System zu erkennen und daraus abgeleitet einen passenden Tipp abzugeben. Ob's klappt?

Mein Gastvater an einem Stand
24 Zeitungen zu bekommen sollte eigentlich zügig gehen, gebraucht habe wir aber doch bis fünf Uhr morgens. Zwischendurch setzte ich mich auf unsere Zeitungssäcke und wartete auf meinen Gastvater, der noch alleine vereinzelte Stände abklapperte. Und man mag es nicht glauben - ich fand es schon kalt! Während ich da so saß sprachen mich zwar auch ein paar Leute an, doch hätte ich mit mehr Aufsehen gerechnet, wenn ich mit dabei bin. Aber so war es mir auch recht. Es mag daran gelegen haben, dass die Leute sahen, dass ich mit meinem Gastvater da war.

Wir fuhren schließlich zur Trotro-Station in den Stadtteil Kaneshie wo ich mich verabschiedete um am Sonntag noch eine Freiwillige am Flughafen zu verabschieden. Ich wartete oben auf einer Fußgängerbrücke auf den Sonnenaufgang, der aber leider nicht kam - es wurde einfach nur überall hell. Danach ging ich zur Trotro-Station zurück und suchte mir ein schönes Plätzchen zum Schlafen. Ich fand eine Bank, auf der andere Leute saßen (aber nicht schliefen), gesellte mich zu ihnen und verfiel nach der langen (bzw. kurzen Nacht) von halb sieben bis sieben in einen leichten Schlaf.

Bis eine Frau an meinem Bein rüttelte: "Oooobroni!" Hmpf!

Zeitungen im Shop.
Rechts die Glücksspielblätter.

Sonntag, 8. Juli 2012

Frauen in weiß

Bevor es hier losgeht, möchte ich noch auf einen Nachtrag zum letzten Beitrag hinweisen.

Doch nun geht's los:

Ich saß letzte Woche in unserem ICT-Raum und es kamen drei Schülerinnen mit weißen Kleidern herein. Sie wollten unsere Feger zum Kehren haben. Die haben sie bekommen, mussten aber dem Kollegen versprechen, sie wiederzubringen. Danach erkundigte ich mich, warum sie so komisch gekleidet waren (die Schulfarben sind grün und gelb). Das waren Schülerinnen einer Home-Economics-Klasse, die sich für ihren praktischen Unterricht um einen sauberen Arbeitsplatz kümmern sollten.

Ich lief den Mädels hinterher und landete in einem Raum mit mehreren Gas-Öfen, Tischen und allerlei Zutaten darauf. An den Arbeitsplätzen standen viele weitere weiß gekleidete Mädchen. Ich schaute mir die einzelnen Tische an und erkundigte mich, was dort gerade hergestellt wird. Die Grundaufgabe war Brot, doch konnte jede Gruppe sich selber für ein bestimmtes entscheiden. So hatte eine Gruppe ein Rezept für französisches Baguette (zu dieser Brotform weiter unten noch mehr), eine andere machte das hier u. a. übliche Butter-Bred. Eine weitere Gruppe machte ein gelbes Brot, der Name war aber leider nicht so eingängig – ich habe ihn vergessen :( Aber interessant sah es aus.


So wurden die Zutaten zusammengeworfen und der Teig anschließend kräftig geknetet. Das sah so aus, als hätten sie Erfahrung damit und das ganze Geschehen machte mir Lust, es zuhause in der Heimat auch mal zu probieren.

In einer anderen Ecke des Raumes waren fünf andere Mädels in ihrer normalen Schuluniform. Diese buken allerdings nicht, sondern schnippelten an Stoff herum und nähten. Als ich gerade zu ihnen kam, hatten sie wohl irgendetwas nicht zur Zufriedenheit der Lehrerin gemacht – sie durften einige Stock-Hiebe auf ihre ausgestreckten Handflächen einstecken. Danach ging es aber ganz normal weiter. Ihre Aufgabe war es gerade, kleine Hemden zum Üben in Barbiepuppen-Größe zu schneidern.


Später wurden die Brote in ihren Formen nach draußen in die Sonne gestellt und mit einem Handtuch abgedeckt. Nach einiger Zeit dort ging es für die Backwaren in den Ofen.

Es war schön, eine Schulstunde abseits des bekannten ICT-Unterrichts zu erleben und ließ mich auch wieder an Textiles Gestalten bei mir in der Schule erinnern.

Bevor ich am selben Tag die Schule verlassen wollte, schaute ich noch einmal bei einer meiner ICT-Klassen vorbei (dies ist eine Klasse mit Agrar-Schwerpunkt). Die Schüler standen um einen Tisch und zwei Lehrer. Ah, Innereien. Es wurden die einzelnen Organe gezeigt und erklärt. Manche mussten dafür erst noch freigelegt werden.


Das Tier von dem sie stammten, lag auf einem anderen Tisch. Da ich nicht erkennen konnte um was für eins es sich handelte (es hatte keine Haare und keinen Kopf mehr – hm, mal schreibe ich von Köpfen ohne Tiere, hier von einem Tier ohne Kopf), fragte ich einen Schüler. Eine Ziege war's.


Am Wochenende ging es mit drei anderen Freiwilligen nach Accra. Von ihnen hatte ich zu meinem Geburtstag einen Gutschein zum Essen gehen bekommen. Ghanaisches Essen genieße ich ja meistens, dieses mal sollte es etwas anderes sein. Ich entschied mich für mit Fleisch gefülltes Baguette (war es Ziege?), Pommes und Salat. Wobei ich das meiste ghanaische Essen zwar mag, war es doch schön mal wieder etwas anderes zu essen. Von anderen Freiwilligen habe ich noch einen Gutschein zum Pizza essen :)